Pflegekrise in Deutschland: Zwischen Gefühlsausbruch, System-Chaos und dem Kampf um Würde!
- Siegfried Niebius

- 4. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Nov.
Hart aber Fair, Thema: "Notfall Pflege - wer sorgt für ein Altern in Würde?".
Im Rahmen einer Berichterstattung der ARD mit Dr. von Hirschhausen sowie der Sendung HART ABER FAIR vom 03.11.2025 um 21:00 Uhr wurde das Thema Pflege in Deutschland umfassend und aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert. Die Diskussion war geprägt von einer hohen Emotionalität der Teilnehmenden, wobei jeder Gast seine Sichtweise und persönlichen Erfahrungen einbrachte. Dabei wurde deutlich, dass die Realität und die Herausforderungen in der Pflege je nach Blickwinkel sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Viele Beiträge waren stark subjektiv gefärbt und die Sendung erschien weniger als sachliche Analyse, sondern oft als Verarbeitung individueller Erfahrungen. Zudem entstand der Eindruck, dass einige Teilnehmer an diesem Abend nicht unbedingt in ihrer Bestform waren – sei es durch die aufgeheizte Stimmung, die starke Emotionalität oder persönliche Betroffenheit.
Moderator Louis Klamroth bewahrte trotz hitziger Debatte bemerkenswerte Gelassenheit und ermöglichte allen Gästen, ihre Meinungen einzubringen

Im Verlauf der Sendung wurde die Diskussion zunehmend persönlicher, wobei Schuldzuweisungen immer stärker in den Vordergrund rückten und der respektvolle Umgang miteinander spürbar nachließ. Besonders kritisch ist anzumerken, dass es zu undifferenzierten Anschuldigungen kam – beispielsweise, als Frau Merendino, Krankenschwester den bekannten Betreiber privater Pflegeheime Bernd Maurer pauschal als „jemanden, der nur kassiert“ bezeichnete und Herrn Laumann pauschal als „den, der kürzt“ darstellte. Zwar gibt es Missstände im System, doch deren Zahl nimmt durch gesetzliche und strukturelle Weiterentwicklungen kontinuierlich ab. Im aktuellen deutschen Pflegesystem haben nur jene Träger eine Zukunft, die die gesetzlichen Anforderungen konsequent erfüllen, die Arbeitsbelastung ihrer Mitarbeitenden verantwortungsvoll gestalten und bereit sind, sich aktiv und flexibel auf die laufenden Veränderungen einzustellen.

Im deutschen Pflegesystem gibt es eine große Vielfalt an Versorgungsformen: Pflegeheime, Wohngruppen, ambulante Dienste und Tagespflegeeinrichtungen, die alle ihre Berechtigung haben. Verschiedene Modelle guter Praxis existieren, aber ein einheitliches Pflegemodell gibt es aufgrund der regionalen Unterschiede und der Heterogenität des Systems nicht. Im internationalen Vergleich zeichnet sich die deutsche Pflegelandschaft durch ihre Besonderheiten und Vielfalt aus. Politische Maßnahmen wie die Einführung der Tarifpflicht und die Anhebung der Stellenschlüssel haben die Arbeitsbedingungen verbessert, führten jedoch auch zu erheblichen Kostensteigerungen, was sowohl Träger als auch Pflegebedürftige und ihre Angehörigen vor neue Herausforderungen stellt.
Pflege in Deutschland: Emotionen, Vielfalt und die Suche nach Lösungen
Das deutsche Pflegesystem steht vor grundlegenden strukturellen Veränderungen, die flexible Anpassungen und innovative Lösungsansätze erfordern. Angesichts wachsender gesellschaftlicher Herausforderungen, wie etwa der Zunahme demenzieller Erkrankungen, ist Pflege nicht nur eine Aufgabe des Gesundheitssystems, sondern betrifft die gesamte Gesellschaft. Um nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen zu gewährleisten, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen aller Akteure sowie gezielter Unterstützung für pflegende Angehörige.
Gäste in der Sendung vom 03.11.2025
Karl-Josef Laumann (CDU) – Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen
Andrea Sawatzki – Schauspielerin und Schriftstellerin, pflegte bereits im jugendlichem Alter ihren an Demenz erkrankten Vater zusammen mit ihrer Mutter
Stella Merendino (Die Linke) – Bundestagsabgeordnete und examinierte Krankenpflegerin
Dr. Eckart von Hirschhausen – Arzt, Fernsehmoderator und Autor der ARD-Doku „Hirschhausen und das große Vergessen“
Rainer Heydenreich – lebt seit vier Jahren mit der Diagnose Alzheimer
Bernd Meurer – Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa)
Meine Meinung: Die Sendung war weniger ein nüchterner Bericht als vielmehr eine Momentaufnahme der aktuellen Stimmungslage in der deutschen Pflege – geprägt von Unsicherheit, persönlichem Engagement und dem Wunsch nach Veränderung. Es bleibt zu hoffen, dass die angestoßene Diskussion zu nachhaltigen Verbesserungen führt und die Würde aller Beteiligten im Zentrum zukünftiger Reformen steht.
Bildmaterial: Aus ARD-Talkshow "Hart aber fair Link zur Sendung
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