Burnout in der Pflege: Wie die Krise den Beruf im Kreis dreht?
- Siegfried Niebius
- 22. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen
Brauchen wir eine neue Florence Nightingale?
Ein Kommentar aus dem Inneren der Pflegekrise
Florence Nightingale – die Dame mit der Lampe. Eine Frau, die im 19. Jahrhundert das Fundament der modernen Krankenpflege legte. Eine Vordenkerin, die mit Mut, Verstand und Statistik gegen das Leid kämpfte. Und heute? Heute würde sie vermutlich verzweifeln. An der Bürokratie. An leeren Stationen. An einem System, das Pflegekräfte verheizt wie Teelichter im Sturm.

Die Frage, ob wir eine neue Florence Nightingale brauchen, klingt romantisch – aber sie ist eigentlich bitterernst. Denn während wir ihren Geburtstag (12. Mai) noch feiern, stirbt ihr Erbe langsam den leisen Tod der Überforderung. Pflegekräfte stehen täglich an vorderster Front – chronisch unterbesetzt, nicht mehr völlig unterbezahlt, aber nach wie vor unterschätzt. Und das seit Jahrzehnten. Nichts Neues, sagen viele. Und genau das ist das Problem.
Was Florence damals schaffte: Sie brachte Ordnung ins Chaos, Hygiene in die Lazarette und Anerkennung in einen Beruf, der als reine Frauenarbeit belächelt wurde. Heute kämpfen Pfleger:innen mit digitalen Zeiterfassungssystemen, Dokumentationspflichten, die selbst Kafka zu viel gewesen wären, und Arbeitsbedingungen, die nicht einmal Florence' eiserner Wille überlebt hätte.
Natürlich, ein paar Lichtblicke gibt es. Gesundheitsminister kündigen mit Pathos 8.000, dann 13.000 neue Stellen an – bei einem Bedarf, der wohl eher in den sechsstelligen Bereich gehört. Und die Bezahlung? Wurde per Tarifpflicht aufgebessert. Nicht aus Wertschätzung, sondern aus Notwehr. Denn die Wahrheit ist: Wer kann, geht. Und wer bleibt, steht kurz vorm Umfallen.
Florence Nightingale war keine Einzelkämpferin. Sie war eine Systemdenkerin. Sie wusste: Pflege braucht Struktur, Bildung, Anerkennung – und Menschen, die diesen Beruf auch auf Dauer tragen können. Genau daran mangelt es heute. Statt „Pflege neu denken“ gibt es Flickwerk und Sonntagsreden.

Was wir also brauchen, ist nicht nur eine neue Florence Nightingale, sondern eine neue Haltung zur Pflege. Einen echten Systemwandel. Weniger Investorenlogik, mehr Menschlichkeit. Weniger Symbolpolitik, mehr Wertschätzung. Und vielleicht – ganz vielleicht – ein bisschen mehr Florence in uns allen: Mut, Vision und der feste Glaube, dass es besser geht. Denn sonst bleibt am Ende vom Beruf der Pflege nur noch die Erinnerung. Und die lässt sich leider nicht dokumentieren.
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